Vorwort

Das Thema VERSICHERUNG in Portugal ist kompliziert und umfangreich. Deshalb habe ich die Bearbeitung dieses Themas so lange vor mir hingeschoben. Doch ich will es jetzt endlich wagen. Dabei wünsche ich mir drigend Unterstützung von Seiten meiner Leser. Wer immer etwas dazu beitragen kann, möge mir mailen. D a n k e !

Deutsche Pflegeversicherung

In Deutschland besteht seit 1995 eine Pflegepflichtversicherung für alle krankenversicherten Personen. Diese Pflicht wird aufgehoben während eines vorübergehenden Auslandsaufenthaltes. Besteht jedoch seit dem 01.01.95 nicht ununterbrochen Pflegeversicherungsschutz (z. B. wegen eines Auslandaufenthaltes), so ist bei erneutem Beginn der Pflegeversicherung eine Wartezeit von 5 Jahren zu beachten, bevor Leistungen in Anspruch genommen werden können. Jeder Langzeitreisende, besonders die Älteren, sollten sich hierzu ihre Gedanken machen. Es kann ratsam sein, die Pflegeversicherung dort weiterzuführen, wo sie seit dem 01.01.95 abgeschlossen wurde, d. h. im Normalfall bei der gesetzlichen oder privaten Versicherung. Je nach Krankenkasse oder Versicherer kann die Pflegeversicherung für die Dauer des Auslandsaufenthaltes ruhend (d. h. auf Anwartschaft) umgestellt werden.

Ob die Pflegeversicherung auch während eines mehrmonatigen Auslandsaufenthaltes, bei dem der Versicherte plötzlich ein Pflegefall wird, Leistungen ins Ausland zahlt, ist nicht eindeutig klar. Generell wird in EU-Ländern das Pflegegeld der gesetzlichen Pflegeversicherung gezahlt. Praktisch ist jedoch nicht zu empfehlen, die Beantragung und Durchsetzung einer bestimmten Pflegestufe vom Ausland aus abzuwickeln. Das ist schon in Deutschland schwierig genug. Die private Pflegepflichtversicherung zahlt im Ausland zudem grundsätzlich nicht. Der sicherste Weg ist, dass Sie schnellstmöglich nach Deutschland zurückkehren.

Deutsche Privathaftpflichtversicherung

Die meisten deutschen Versicherungen beschränken den Privathaftpflichtversicherungsschutz für das Ausland entweder auf 6 oder auf 12 Monate. Planen Sie länger zu bleiben, müssen Sie über eine Verlängerung der Versicherung verhandeln.

Deutsche Arbeitslosenversicherung

Für die Arbeitslosenversicherung können Sie auf freiwilliger Basis Beiträge aus dem Ausland einzahlen, um sich für Ihre Rückkehr abzusichern.

Deutsche Rentenversicherung, Erwerbs- u. Berufsunfähigkeitsversicherung

Bezüglich der Rentenversicherung besteht zwischen den beiden EU-Ländern Deutschland und Portugal ein Sozialabkommen. Also werden die Zeiten der Berufstätigkeit in Portugal auch für die deutsche Rentenversicherung berücksichtigt. Gleiches gilt für die gesetzliche Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsversicherung. Allerdings sind die Leistungen der deutschen gesetzlichen Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsversicherung nicht gerade üppig, so daß man sich für diesen Bereich eher privat absichern sollte. Am besten ohne zeitliche Beschränkung.

Deutschsprachige Ärzte und Kliniken in Portugal

Man fühlt sich als Ausländer direkt sicherer und geborgener, besonders im Krankheitsfall, wenn man in seiner Muttersprache mit einem Arzt oder zumindestens dolmetschendem Personal reden kann. Hier kommt eine Liste von Ärzten und Kliniken, wo man Deutsch versteht:

Anmerkung: In Portugal bezeichnet man gerne etwas grössere (Gemeinschafts-) Praxen als Kliniken (clínicas). Da sind also nicht zwangsläufig grosse Institutionen oder Häuser, wie der Name vermuten liesse.

Krankenversicherung in Portugal - für wen?

1) Urlauber

Kurzurlauber sind generell für die Dauer ihres Aufenthaltes in Portugal durch ihre KV (Krankenversicherung) in Deutschland abgesichert. Sie legen ihren E111-Schein in Portugal hin und werden wie ein GKV-Patient dort behandelt. (Erläuterungen siehe GKV)

Da die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland jedoch ihre Auslandsleistungen in den letzten Jahren stark zurückgenommen haben, kann ich persönlich nur jedem Reisenden empfehlen, eine zusätzliche private Auslandkrankenversicherung abzuschliessen.
Mein Tipp:
Ein attraktives Paket in Kombination mit einem Euro-Schutzbrief bietet z. B. der ADAC an. Damit wären Sie, Ihre Familie/Lebenspartner und Ihre Fahrzeuge weltweit stets gut versichert inkl. Krankenrücktransport. HIER können Sie ADAC-Mitglied werden!

2) Langzeit-Reisende

Als automatisch versicherter Auslandsaufenthalt gilt meistens nur die einzelne Reise, wenn sie nicht länger als 6 Wochen dauert und wenn die Gesamtzeit der Auslandsaufenthalte nicht länger als 4 - 6 Monate pro Jahr beträgt. Vor einem längeren Auslandsaufenthalt deshalb unbedingt vorher Rücksprache mit seiner KV nehmen und die Bedingungen erfragen.

Längere Auslandsaufenthalte (Auslandspraktika, Studien- und Sprachprogramme, berufliche Aufenthalte, etc) müssen in jedem Fall gesondert versichert werden. Und zwar noch vor Verlassen des Heimatlandes. Es sollte auch geklärt werden, wie sich der Versicherungsschutz bei vorübergehendem Heimaturlaub und nach der Rückkehr ins Heimatland (Anschlussversicherung) verhält.

Grundsätzlich orientieren sich die Versicherungsgesellschaften bei den Prämien für Reisekrankenversicherungen an der Dauer der Reise und am Alter der Versicherungsnehmer: Je älter der Reisende und je länger der geplante Auslandsaufenthalt, desto mehr kostet der Versicherungsschutz.

3) Residenten/Auswanderer

Für sie gilt die deutsche KV generell nicht! Wer seinen alleinigen Wohnsitz in Portugal anmeldet, wird für gewöhnlich der portugiesischen GKV zugewiesen. Sollten einem diese Leistungen nicht genügen, kann man ja zusätzlich eine PKV abschliessen. (Mehr dazu siehe unten.)

Nun gibt es aber meistens im Leben mehr Sonderfälle. Viele Residenten haben noch einen Wohnsitz in Deutschland behalten. Wer unter diesen Voraussetzungen nach Portugal übersiedelt, sollte sich mit seiner Kasse in Verbindung setzen und prüfen, ob und unter welchen Bedingungen ärztliche Leistungen erstattet werden. Prinzipiell ist das möglich, wenn man der Kasse klarmachen kann, dass es in Portugal nicht teurer wird.

Krankenversicherungssystem in Portugal - wie funktioniert es?

In Portugal gibt es zwei Systeme, die GKV und die PKV. Die Unterschiede und Besonderheiten möchte ich nachfolgend vorstellen.

1) GKV (gesetzliche Krankenversicherung)

Diese Versicherung ist gesetzlich vorgeschrieben d. h. Pflicht. Mit ihr wird die Grundversorgung der portugiesischen Bevölkerung sichergestellt. Jeder Bürger gehört ihr an. Eine Mitgliedschaft muss nicht beantragt werden. Im Regelfall meldet der Arbeitgeber seine Angestellten beim regionalen Versicherunsgträger (CRSS - Centro Regional de Segurança Social) an und führt auch die Beiträge ab.

Informationen zur GKV findet man bei:

dem port. Gesundheitsministerium (Ministério da Saúde / Direcção-Geral da Saúde)
der Bürgerinfo (Infocid - Informação ao Cidadão / Saúde)

Beurteilung der GKV:

Die portugiesische GKV bietet elementaren Schutz bei Krankheit, Mutterschaft und Arbeitsunfällen. Sie genügt aber keinesfalls deutschen Erwartungen! Man muss mit langen Wegen zu entsprechenden Ärzten, wochen- oder monatelangen Wartezeiten für bestimmte Untersuchungen und oft mangelhafter medizinischer Ausstattung rechnen. Es empfielt sich unbedingt eine private Zusatzversicherung abzuschließen.

2) PKV (private Krankenversicherung)

Diese Versicherungsart ist privat und beitragsgebunden. Sie leistet mehr als das öffentliche System der GKV. Die angebotenen Leistungen differieren stark je nach Versicherungsgesellschaft.

Worauf sollte man achten?

Der erste Arztbesuch muss meistens selber bezahlt werden.
Bei den günstigeren Tarifen ist oft die Erstattung von Zahnarztrechnungen ausgeschlossen.
Volle Kostenerstattung (abzüglich Selbstbeteiligung) gibt es nur bei Ärzten und Kliniken des jeweiligen Versicherungs-Netzes. Lässt man sich "fremd" behandeln, weil man sich z. B. gerade in einer anderen Stadt aufhält, gibt es nur eine Teilerstattung. Die kann schon mal bei lausigen 35 % liegen.
Es gibt oft eine Maximal-Begrenzung der Leistungen (Höchstgrenze) pro Jahr. Liegt die z. B. bei EUR 15.000 kann man sie bei bestimmten Erkrankungen (Operationen) schnell überschreiten.
Selbstbeteiligung fällt an bei allen Extraleistungen von der einfachen Blutuntersuchung bis zur CT (Computer-Tomographie).
Die Versicherungen haben grundsätzlich ein Kündigungsrecht.

Was kostet das ungefähr?
Je nach Leistungen und Eintrittsalter liegen die Preise im Bereich von € 15,00 - € 150,00 je Monat.

Beurteilung der PKV:

Sie ist nützlich und sehr ratsam in Portugal. Man sollte aber viel Zeit auf den Preis- und Leistungsvergleich verwenden. Vergleichen lohnt sich! Übrigens: Eine portugiesische PKV ist in der Regel billiger in den Beiträgen als eine vergleichbare deutsche PKV. Der Tarifdschungel ist jedoch schwieriger zu durchblicken. Auch Angebote aus England, Dänemark etc sollte man Beachtung schenken.

Hier einige Vorschläge ohne Wertung:

Advance Care
Claro Dental
DentalRede
MedicAll (von Allianz)
Medicare (von Passos Firmes)
Medis
MultiCare (von Grupo CGD)
Mundicare (aus Holland)
Unimed (gpsUnimed)

Sozialversicherungen in Portugal

Wenn Sie in Portugal erwerbstätig sind, egal ob abhängig oder selbstständig, unterliegen Sie auch der Sozialversicherungspflicht. Die Sozialversicherung ist unterteilt in eine beitragsgebundene und eine beitragsfreie Sozialversicherung. Arbeitnehmer erhalten Leistungen im Fall von Krankheit (Krankengeld: 65% des Bruttoverdienstes des letzten halben Jahres), Mutterschaft, Vaterschaft und Adoption, Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten, Invalidität, Alter (Rente ab dem 65. Lebensjahr), Arbeitslosigkeit und Familienleistungen (z. B. Ermäßigung für kinderreiche Familien).

Selbstständige können Leistungen bei Mutterschaft, Vaterschaft und Adoption, Invalidität und Alter in Anspruch nehmen. Die Unfallversicherung gehört ebenfalls zu den Pflichtversicherungen und wird ausschließlich vom Arbeitgeber finanziert.

Die Anmeldung zur Sozialversicherung übernimmt bei abhängig Beschäftigten in der Regel der Arbeitgeber. Ist dies nicht der Fall, können Sie sich auch selbst bei der Sozialversicherungsanstalt (CRSS - Centro Regional de Segurança Social) anmelden. Sie brauchen dafür Ihren Personalbogen, eine Kopie Ihres Personalausweises und den Namen und die Adresse Ihres Arbeitgebers. Selbstständige müssen sich persönlich anmelden. Vorzulegen sind dafür Ihr Personalbogen, eine Kopie Ihres Personalausweises und der Steuerkarte. Die Höhe der Beiträge hängt von dem Leistungspaket ab, das Sie wählen.

Man kann von der Zahlung portugiesischer Sozialversicherungsbeiträge für bis zu 12 Monaten freigestellt werden, sofern man weiterhin nationale Versicherungsbeiträge in seinem Heimatland Deutschland zahlt und das Freistellungszertifikat E101 besitzt. Dieses Zertifikat wird vom Sozialversicherungsträger in Deutschland ausgestellt.